Feedback im Team: Anleitungen, Werkzeuge & Methoden

Der offene Austausch von Feedback kann die Leistung deiner Teams und jedes Teammitgliedes auf eine ganz neue Ebene bringen. Und das Beste: Du kannst den Anfang machen, selbst wenn du keine Führungsverantwortung hast.

Ein ungewöhnliches Teammeeting

«Jetzt erzählen mal alle, welche Fehler sie im letzten Monat gemacht haben.» – Stell dir vor, mit diesen Worten beginnt jemand ein morgendliches Teammeeting.

Jemand, der eine knappe Stunde nach Meetingbeginn in den Raum kommt, bekannt dafür, Fehler auf Mitarbeitende abzuschieben und Mitarbeitende mit Elan und Selbstbewusstsein zeitnah aus der Abteilung zu verbannen.

In anderen Worten: In so einer Abteilung gilt exakt eine Meinung – seine.

Genau in dieser Atmosphäre erwartet er nun, dass voreinander und vor ihm alle offen ihre Fehler eingestehen. Die logische Reaktion ist natürlich Verwirrung, Schweigen und unruhiges Umschauen, … so eine Aussage würde nie wieder fallen.

Dein Vorbild: Start in eine Team-Feedbackkultur

Eine offene Teamkultur, in der jedes Teammitglied von den eigenen Fehlern und Erfolgen erzählt und anderen Feedback gibt, wächst nicht von allein heran.1 Noch viel weniger in einem Umfeld, indem es beim Thema Feedback viel verbrannte Erde gibt.

Es beginnt mit dir: Menschen lernen im Wesentlichen durch ein lebendiges, konsistentes Vorbild und das persönliche Erleben.2 Das Vorbild dient dabei als Vorlage und Einladung, es selbst einmal auszuprobieren. Du kannst die Rolle dieses Vorbilds einnehmen und so den ersten Domino-Stein hin zu einer Feedbackkultur in deinem Team anstossen.

Wie du damit konkret anfangen könntest?

  • Indem du dir ein hilfreiches Mindset zu Feedback zulegst.
  • Indem du deine Teammitglieder um Feedback für dich bittest.
  • Indem du selbst stetig wohlmeinendes, konstruktives Feedback gibst.

Du willst direkt damit loslegen, besser Feedback zu geben und zu nehmen und dein Team dabei gleich mitnehmen? Dann findest du auf dieser Seite jede Menge Inspiration und praktische Anleitung.

Deshalb braucht dein Team eine Feedbackkultur

In einem Team, in dem ein offener, konstruktiver, wohlwollender Umgang gelebt wird, macht Arbeiten mehr Spass. Eine offene Teamkultur hat jedoch noch mehr positive Effekte3:

  • Probleme und Hürden werden schneller entdeckt und gelöst – gleiches gilt für zeit- und nervenraubende Konflikte
  • die Zusammenarbeit läuft reibungslos, die Produktivität ist hoch
  • der Fokus liegt auf der gemeinsamen Mission, nicht dem eigenen Vorteil
  • das Team stellt sich agil auf sich verändernde Rahmenbedingungen ein
  • die Mitarbeitendenzufriedenheit ist hoch, die Fluktuation niedrig

Eine gute Teamkultur ist zudem ein entscheidender Hygienefaktor für Mitarbeitende. Ist diese nicht gegeben, wird es deinem Unternehmen schwerfallen, gute Mitarbeitende zu halten und mit ihnen eine hohe Produktivität zu erreichen.4

Schritte um eine starke Feedbackkultur zu etablieren
Abbildung 1: Feedbackkultur etablieren

Der Feedbackkultur-Check

Existiert in deinem Team bereits eine Feedbackkultur? Mache jetzt den Test und prüfe, wie weit dein Team Feedback bereits lebt. Zähle dazu einfach, welche der folgenden Eigenschaften bereits auf dein Team zutreffen5:

  • im Team herrscht eine Atmosphäre des Vertrauens und der Offenheit
  • Gedanken werden offen geäussert und niemand befürchtet, aus Versehen etwas «Falsches» zu sagen
  • es herrscht die Ansicht vor, dass Fehler etwas ganz Normales und wertvoll für Wachstum und Entwicklung sind
  • Fehler werden dem Verursacher nicht negativ «angekreidet»
  • Informationen fliessen frei, anstatt gehortet zu werden
  • Eigenverantwortung wird grossgeschrieben
  • gegenseitige Unterstützung ist selbstverständlich
  • Mitarbeitende und das Team als Ganzes entwickeln sich konstant dynamisch weiter
  • Feedback wird mit wohlmeinender Motivation und in entsprechender Form gegeben
  • das Team ist mehr nur als eine «Arbeitsmannschaft», sondern eine Gruppe von Menschen, die sich auch um das Wohlergehen der Teammitglieder sorgt

Wie viele der Eigenschaften treffen schon auf dein Team zu?

zutreffende Eigenschaften Bewertung
0 Gute Nachricht: Ihr habt die Entwicklung noch vor euch! Beginnt damit, eine Atmosphäre der Sicherheit im Team zu schaffen. Anschliessend könnt ihr das Feedbackgeben gemeinsam erlernen. Mehr dazu weiter unten in diesem Artikel.
1-3 Glückwunsch! Ihr habt bereits die ersten Schritte hinter euch und die Grundlage für eine Feedbackkultur in eurem Team gelegt. Jetzt heisst es den Austausch von Feedback zu üben und zur Gewohnheit zu machen, sowie die nächste gemeinsame Mission anzugehen.
4-7 Respekt! So weit wie ihr, sind nur wenige Teams. Wenn ihr es auf den «Feedback-Olymp» noch ganz nach oben schaffen wollt, dann diskutiert gemeinsam, wie ihr die verbliebenen Eigenschaften in eurem Team noch besser leben könnt.
8-10 Wow! In deinem Team zu arbeiten, muss gleichzeitig unglaublich herausfordernd wie fördernd sein. Ihr seid auf einem fantastischen Weg! Bleibt dabei, pflegt weiterhin eure Zusammenarbeit und begebt euch auf eure nächste spannende Mission.

Der Weg zu einer offenen Teamkultur

Wir haben bereits erörtert, dass dein persönliches Vorbild den Anstoss für Veränderungen geben kann. Indem du anderen einen offenen Umgang vorlebst, schaffst du ein Modell, von dem deine Kolleg:innen kontinuierlich einzelne Verhaltensweisen übernehmen können. Doch was braucht es, um dies auf Dauer in Teams zu etablieren?

Schritt 1: Psychologische Sicherheit

Um in deinen Teams eine Atmosphäre des offenen Miteinanders zu schaffen, ist es entscheidend, dass sich deine Mitarbeitenden zunächst sicher fühlen, offen Feedback zu geben und danach zu fragen. Innerhalb dieses sicheren Umfelds haben die Einzelnen die Möglichkeit, sich voll zu entfalten.6

Dein Vorbild spielt hierbei eine zentrale Rolle. Neben deinem ehrlichen Interesse an den Mitgliedern deines Teams kannst du auch aktiv Feedback im Team zum Thema machen und Feedbackkompetenzen vermitteln. Zudem ist es hilfreich, sich Zeit für vertiefende Gespräche zu nehmen.

Weitere Ratschläge zur Schaffung einer sicheren Atmosphäre für deine Teams findest du in unserem Artikel zum Thema psychologische Sicherheit.

Schritt 2: Bewusstsein & Haltung

Indem du durch dein lebendiges Beispiel im Geben und Einfordern von konstruktivem Feedback vorangehst, kannst du in deinen Teams ein starkes Bewusstsein für die Wichtigkeit von Feedback schaffen.

Der gemeinsame Wunsch, individuell und als Team besser zu werden, sollte hierbei im Mittelpunkt stehen. Damit ist Feedback kein Angriff mehr, sondern eine wertvolle Information, die alle bei der fachlichen und persönlichen Entwicklung unterstützt.

Durch das kontinuierliche Geben und Nehmen von Feedback entsteht im Laufe der Zeit eine wachsende Offenheit im Team, die eure Zusammenarbeit vertieft und euch näher zusammenbringt.

Schritt 3: Hilfreiche Leitlinien

Um sicherzustellen, dass deine Teammitglieder und du konstruktives Feedback effektiv austauschen können, sind zu Beginn oft einige Richtlinien hilfreich. Durch gemeinsame Feedbackregeln können deine Teams und Mitarbeitenden schneller die Kunst des Gebens hilfreichen Feedbacks erlernen.

Passende Feedbackregeln findest du weiter unten in diesem Artikel.

Sobald dieser Prozess reibungslos funktioniert, kann diese Unterstützung zunehmend in den Hintergrund treten, da die Leitlinien verinnerlicht wurden oder sogar in ein fortgeschritteneres Denkmuster übergegangen sind.

Schritt 4: Regelmässigkeit & Übung

Niemand von uns hat das Gehen beim ersten Versuch perfekt beherrscht. Mit Feedback wird dies auch nicht anders sein. Was anfänglich noch ungewohnt und fehleranfällig ist, wird durch Übung zu etwas Alltäglichem und von Mal zu Mal hilfreicher, konstruktiver und einfacher.78

Wie wäre es, wenn du vorschlägst, dass ihr einen wöchentlichen Teamrückblick macht? Optimalerweise moderierst du dies so, dass der Austausch so konstruktiv wie möglich wird – z. B. mit unten stehenden Feedbackregeln. So sorgst du dafür, dass dein Team mit Feedback positive Erfahrungen macht.

Zudem könntet ihr das Feedbackgeben selbst gelegentlich thematisieren, z. B. anhand folgender Leitfragen: Wie wollen wir heute Feedback geben? Was hat funktioniert? Was können wir besser machen?

Schritt 5: Herausforderung & Mission

Am stärksten wächst ein Team dann zusammen, wenn es eine Herausforderung zu bewältigen hat.

Not macht bekanntlich erfinderisch. Wenn man im Team besonders gefordert wird, lernt man Differenzen zu überwinden und besser miteinander zu kommunizieren und zu arbeiten.9 Man findet Lösungen und neue Wege in der Zusammenarbeit.

Eine gemeinsame Mission kann dafür sorgen, dein Team zusammen zu schweissen und noch effektiver zu machen.

Leitlinien für konstruktives Feedback im Team

Im Folgenden erhältst du die wichtigsten Leitlinien, um selbst konstruktives Feedback zu geben und deine Teammitglieder darin anzuleiten.

Tipp 1: Feedbackregeln für Feedbackgebende

Wenn alle Stricke reissen, ist es oft hilfreich, einige Feedbackregeln zu beachten. Wir empfehlen dir folgende fünf Feedbackregeln:

1. Agiere aus einer Haltung der Wertschätzung: Unser Gegenüber merkt intuitiv, ob wir ernsthaft an der Person interessiert sind oder nur Dampf ablassen wollen. Mit Ersterem schaffen wir die Basis für einen fruchtbaren Austausch. Mit Letzterem beschädigen wir die Beziehung.10

2. Wähle die «Ich-Form»: «Ich habe beobachtet, dass ...», «Das hat in mir ausgelöst, dass …», «Ich wünsche mir, dass …».11

3. Drücke dich konkret aus: Verallgemeinerungen, Pauschalurteile und ähnliches sind kein Feedback. Feedback besteht lediglich aus Wahrnehmung, Wirkung und Wunsch für die Zukunft.12

4. Triff keine Annahmen, sondern stelle Fragen: Was sind die Gründe hinter dem Verhalten deines Gegenübers? Frage die Person respektvoll nach ihrer Sicht auf die Situation.13

5. Kommuniziere auf Augenhöhe: Feedback ist ein Austausch von subjektiven Sichtweisen. Das bedeutet: Wir können genauso falsch liegen wie unser Gegenüber. Eine respektvolle, achtsame Kommunikation ist deshalb Voraussetzung für eine fruchtbare Kommunikation.14

Mit diesen Feedbackregeln hast du grobe Leitplanken, um selbst spontanes Feedback hilfreich zu gestalten. Mit dem Konzept der sogenannten gewaltfreien Kommunikation wird dein Feedback noch empathischer und damit potenziell noch konstruktiver.

Tipp 2: Konstruktives Feedback geben

Eines der hilfreichsten Konzepte für konstruktives Feedback ist das der gewaltfreien Kommunikation. Diese leitet zu einem emphatischen, aber dennoch offenen Umgang an.

1. Beobachtung. Was hast du konkret gesehen oder mit deinen fünf Sinnen wahrgenommen? Beispiel: «In den letzten Besprechungen ist mir aufgefallen, dass du mich aber auch andere Team-Mitglieder unterbrochen hast.»

2. Gefühl. Was hat diese Beobachtung in dir ausgelöst? Welche Gefühle hat dies in der ausgelöst? Beispiel: «Ich fühle mich dabei frustriert und nicht gehört.»

3. Bedürfnis. Welches deiner Bedürfnisse bleibt durch das Verhalten der anderen Person ungestillt? Beispiel: «Mir ist es wichtig, dass mir mein Gegenüber zuhört.»

4. Bitte. Was wünschst du dir von deinem Gegenüber? Beispiel: «Könntest du bitte darauf achten, mich aussprechen zu lassen?»

Du möchtest noch einen Schritt weiter gehen? Dann kannst du nach der Bitte auch noch fragen, wie du dein Gegenüber bei der Umsetzung unterstützen kannst. Beispiel: «Ich könnte mir vorstellen, dass sich so eine Gewohnheit nicht so leicht loswerden lässt. Würde es dir vielleicht helfen, wenn ich dich gelegentlich darauf hinweise, wenn mir so ein Verhalten bei dir auffällt?»

Tipp 3: Clevere Feedbacktools nutzen, um Feedback mit deinem Team zu praktizieren

Von Feedback-Profis entwickelte Tools für gegenseitiges Feedback ist fast wie «Malen nach Zahlen»: Mit der richtigen Vorlage ist Feedbackgeben viel einfacher.15

Gute Feedbacktools helfen dir und deinem Team dabei, euch hilfreiche Fragen zu stellen, die Antworten gemeinsam zu diskutieren. Zudem ermöglichen sie es, den Fortschritt in der gemeinsamen Entwicklung zu sehen und damit neue Motivation für die nächsten gemeinsamen Schritte zu sammeln.

Feedbacktool kennenlernen

Bei der Entwicklung unseres Feedbacktools haben wir grossen Wert darauf gelegt, es Nutzer:innen so einfach wie möglich zu machen, konstruktives Feedback zu geben. Entdecke jetzt unsere zwei Module.

Tipp 4: Eine konstruktive Sicht auf erhaltenes Feedback entwickeln

Gezielt Feedback einzuholen und für die persönliche Entwicklung zu nutzen, kann enorm hilfreich sein. Doch damit dies einfacher fällt, ist eine hilfreiche Perspektive auf Feedback nötig. Hier drei unserer Vorschläge:

  • Feedback bedeutet: Ich mag dich. Feedback zu geben ist eine wichtige, aber auch schwierige Form der Kommunikation. Diese benötigt Zeit, Überlegung und Sorgfalt. Menschen überlegen in solchen Situationen oft genau, was sie sagen möchten, um sicherzustellen, dass das Feedback relevant und hilfreich ist. Die Bereitschaft, diese Mühe auf sich zu nehmen, zeigt bereits eine hohe Wertschätzung. Zudem ist sich die feedbackgebende Person oft bewusst, dass sie mit negativem Feedback die Beziehung zu ihrem Gegenüber belasten oder gefährden könnte. Das Risiko auf sich zu nehmen, bedeutet im Grunde: «Ich schätze dich so sehr, dass mir dein Fortschritt wichtiger ist als unsere Beziehung.»16

  • Feedback sind massgeschneiderte Entwicklungstipps: Während allgemeine Schulungen und Seminare oft nach dem Prinzip «one-size-fits-all» ablaufen und Informationen vermitteln, ist dies bei Feedback viel zielgerichteter: Feedback basiert auf einem konkreten Eindruck der Feedbackgebenden von der aktuellen Rolle und Situation der Empfänger:innen. Feedback zeigt dir oft Dinge auf, die du selbst nicht siehst und bietet dir daher massgeschneiderte Entwicklungshinweise.

  • Mit Feedback misst du den Puls deines Umfeldes: Selbst unangemessenes Feedback enthält oft wertvolle Informationen. Neben der sachlichen Information geben die Feedbackgebenden auch wichtige Informationen über sich selbst preis, über die Beziehung zwischen ihnen und uns und über ihre Wünsche. All diese Elemente sind wertvolle Einblicke in die Gedanken des Gegenübers und gleichzeitig Ansatzpunkte für einen konstruktiven Austausch.17

Tipp 5: Feedback richtig einschätzen lernen

Feedback wirkt nur bedrohlich, wenn wir es als Befehl oder gar Urteil über uns ansehen. Der Schlüssel für einen pragmatischen Umgang mit Feedback liegt darin, Feedback zu empfangen und zu schätzen, ohne es ungefiltert anzunehmen.18

  • Niemand hat den vollen Durchblick: Feedback ist ein Spiegeln der subjektiven Wahrnehmung unseres Gegenübers. Keine an einer Situation beteiligten Person kann diese wirklich objektiv bewerten. Feedback ist eine subjektive Perspektive, die von persönlichen Erfahrungen und Weltanschauungen beeinflusst wird und oft mehr über die Feedbackgebenden als über die Empfänger:innen aussagt.19

  • Wahrnehmung von der Bewertung trennen: Feedback besteht im Wesentlichen aus der objektiven Wahrnehmung einer Person und ihrer Interpretation davon. Hat jemand eine Handlung von dir falsch interpretiert, wird das Feedback damit nicht unbedingt nutzlos. Indem du dir das von der Person Wahrgenommene näher anschaust, entdeckst du möglicherweise Gründe für Missverständnisse, die du für die Zukunft vermeiden kannst.20

  • Die Freiheit zu entscheiden, was du mit dem Feedback machst: Absolut zentral ist die Einsicht, dass der Umgang mit erhaltenem Feedback allein bei dir liegt. Du kannst auf Feedback immer wertschätzend reagieren, musst und solltest es jedoch nicht ungefiltert annehmen. Keine an einer Situation beteiligte Person hat eine wirklich objektive Sicht und niemandem steht ein abschliessendes Urteil über dich zu.21

Tipp 6: Mit erhaltenem Feedback praktisch umgehen

Indem wir Feedbackgebenden respektvoll begegnen, können wir dazu beitragen, dass sie uns auch in Zukunft wohlwollenderes Feedback geben. Doch letztendlich hängt unser Fortschritt davon ab, was wir mit dem Feedback machen und ob wir es nutzen, um uns weiterzuentwickeln.22

1. Echtes Interesse zeigen: Feedback gibt uns einen wichtigen Einblick in die Gedanken unseres Umfelds. Deshalb ist es wichtig, Interesse zu zeigen und dir Zeit für Feedback zu nehmen.

2. Zuhören und Rechtfertigungen unterlassen: Feedback sollten wir grundsätzlich immer wertschätzend begegnen, ohne die Wahrnehmung der Feedbackgebenden zu diskutieren. Halte dir vor Augen: Feedback ist nur die subjektive Wahrnehmung deines Gegenübers.

3. Nachfragen & aktiv zuhören: Feedback ist immer subjektiv und kann zu Missverständnissen führen. Durch Nachfragen und Zusammenfassen der Aussagen deines Gegenübers sorgst du dafür, dass du seine Sicht verstehst.

4. Für erhaltenes Feedback «Danke» sagen: Feedback zu erhalten ist keine Selbstverständlichkeit. Deshalb sollten wir uns dafür bedanken. Dankbarkeit bedeutet nicht Zustimmung, sondern Wertschätzung für die Initiative und den Mut, uns Feedback zu geben.

5. Einmal darüber schlafen: Erhaltenes Feedback kann uns gedanklich und emotional auch mal ganz schön durcheinanderbringen. In solchen Fällen ist es oft hilfreich, sich Zeit zu nehmen, um das erhaltene Feedback zu verarbeiten.

6. Schlussfolgerungen ziehen & umsetzen: Nachdem wir Feedback erhalten haben, liegt es an uns zu entscheiden, was wir damit machen wollen. Sobald wir uns entschieden haben, ist es hilfreich, unmittelbar mit der Umsetzung zu beginnen, um unseren Entschluss zu festigen und das Gelernte tatsächlich anzuwenden.

Hindernisse auf dem Weg zu einer offenen Teamkultur

Mit dem Geben von Feedback sind bei vielen Menschen am Anfang grosse Unsicherheiten verbunden. Einige der Fragen, die du dir vielleicht stellst, sind die folgenden:23

  • Darf oder soll ich zu diesem Thema überhaupt Feedback geben? Darf ich der Person sagen, was mich an ihrem Verhalten stört?

  • Wie und wann soll ich die betreffende Person ansprechen?

  • Riskiere ich mit meiner Äusserung nicht die Harmonie im Team oder zumindest meine Beziehung zu der Person?

  • Was ist, wenn mein Gegenüber oder gar der Rest des Teams die Situation komplett anders sieht?

Bild veranschaulicht mögliche Fragen oder Unsicherheiten für eine offene Teamkultur
Abbildung 2: Hindernisse für Feedback

Feedback zu geben, ergibt dann am meisten Sinn, wenn die betreffende Person offen dafür ist, selbst welches zu erhalten. Deshalb haben wir dein persönliches Vorbild an den Anfang dieses Artikels gestellt: Indem du nach Feedback fragst und davon sichtbar profitierst, umso eher werden deine Teamkolleg:innen dich um Feedback bitten.

Voraussetzungen für hilfreiches Feedback schaffen

Um nützliches Feedback zu geben, müssen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden. Dies beginnt mit unserer Einstellung und umfasst das Vertrauen und die Sicherheit der Person, der wir das Feedback geben möchten, sowie die geeignete Form und konkrete Formulierung.

Schritt 1: Respekt & Augenhöhe

Hilfreiches Feedback basiert grundsätzlich auf einer wertschätzenden Haltung.24 Es ist normal, dass wir mal enttäuscht, verletzt oder sprachlos sind, aber unsere Äusserungen sollten immer darauf abzielen, eine respektvolle und verbesserte Zusammenarbeit zu fördern. Wenn wir unser Gegenüber kritisieren und herabwürdigen, tun wir das genaue Gegenteil. Denn wir stellen uns dann über die Person. Ein Feedback sollte jedoch immer auf Augenhöhe erfolgen, andernfalls ist es kein Feedback, sondern eine Anweisung oder gar ein Urteil.

Schritt 2: Eine Atmosphäre der Sicherheit

Der Austausch auf Augenhöhe ist immer dann schwierig, wenn Feedback zwischen Personen unterschiedlicher Hierarchiestufen gegeben wird. Doch gerade hier ist es notwendig, besonders darauf zu achten, dass jedes Teammitglied frei die eigenen Gedanken äussern darf. Damit ist insbesondere die höhergestellte Person gefordert, für eine Atmosphäre der psychologischen Sicherheit zu sorgen.25 Ganz wesentlich dabei ist: Du bist ernsthaft interessiert und willst erfahren, was dein Gegenüber denkt. Damit legst du die Grundlage für einen offenen Austausch und verhinderst, dass Unstimmigkeiten und Konflikte weiter unter der Oberfläche brodeln.

Schritt 3: Zeit & Form

Nicht nur Haltung und Atmosphäre des Feedbacks sind entscheidend. Bei vorhandenem Vertrauen und in kleinen Teams kann Feedback oft spontan gegeben werden. Doch je weniger Offenheit und je heikler das Thema, umso wichtiger ist der Austausch unter vier Augen mit genügend Zeit. Für kritisches Feedback ist ein Vier-Augen-Gespräch ideal, um direkt auf das deines Gegenübers eingehen und Reaktionen verstehen zu können.26 Wenn dies nicht möglich ist, ist ein Videocall die nächstbeste Option. Rein schriftliches Feedback sollte die letzte Wahl sein, da es ein hohes Potential für Missverständnisse birgt. Die Kombination von schriftlichem Feedback und anschliessender Besprechung ist jedoch oft hilfreich. Hier können die Empfänger:innen sich nämlich in Ruhe Gedanken machen und die Themen danach gemeinsam bearbeiten.

Werkzeuge & Methoden für Teamfeedback

Unsere umfangreiche Feedback-Methodensammlung findest du hier. Im Weiteren zwei Methoden, mit denen du Feedback in deinem Team institutionalisieren kannst

360-Grad-Feedback

Diese Methode beinhaltet das umfassende Einholen von Feedback zu den Leistungen einer Person. Jede Person im Unternehmen, die in Verbindung mit der betreffenden Person steht, hat die Möglichkeit, Feedback zu geben. Insbesondere Führungskräften bietet dies eine Gelegenheit, ihre Leistung und ihr Verhalten zu bewerten, was ansonsten oft schwierig ist.

Beim 360-Grad-Feedback werden oft Fragebögen genutzt, um Feedback zu verschiedenen Themen wie Kompetenzen, Verhalten, Fähigkeiten und Leistungen einzuholen. Meist werden die genannten Faktoren quantitativ bewertet. Diese können zusätzlich durch konkretisierende Kommentare ergänzt werden.

Das 360-Grad-Feedback hat zum Ziel, eine umfassende Bewertung der Leistungen und des Verhaltens einer Person zu ermöglichen – unabhängig von der Rolle im Unternehmen. Durch diese Form des Feedbacks können auch über Abteilungsgrenzen hinweg die Zusammenarbeit und das Vertrauen gestärkt sowie das gegenseitige Verständnis verbessert werden.

Mit Peer Feedback haben wir ein modernes Tool für 360-Grad-Feedback entwickelt. Anders als beim klassischen 360-Grad-Feedback liegt der Fokus hier auf konstruktivem, offenem Feedback und der eigenverantwortlichen Weiterentwicklung der Mitarbeitenden. Hier erfährst du mehr über Peer Feedback.

Feedback im Team: Team Feedback

Das hilfreichste Feedback ist solches, das schnell zu positiven Veränderungen führt. Frei nach diesem Motto haben wir ein Feedback-Tool entwickelt, mit denen Teams einen offenen Austausch lernen und regelmässig praktizieren können.

Anhand von wenigen, wissenschaftlich fundierten Fragen klopfen eure Teams die wichtigsten Bereiche der Zusammenarbeit ab. Anschliessend werden die Inputs im Team gemeinsam gesichtet, besprochen und unmittelbar Änderungen in die Wege geleitet.

Dein Team ist das offene Feedbackgeben noch nicht so gewöhnt? Kein Problem: Pulse Feedback ist wie «Malen nach Zahlen»: Dein Team wird Schritt-für-Schritt durch den Prozess geführt. Mit Pulse Feedback kommt jede Person zu Wort und kann hilfreiches Feedback beitragen.

Lerne jetzt unser Tool für Feedback im Team kennen.

Literaturverzeichnis

1 Honestly. (o.D.) Feedbackkultur in Unternehmen - warum sie so wichtig ist. https://www.honestly.de/blog/feedbackkultur-in-unternehmen/

2 Bandura, A. (1962). Social Learning through Imitation. University of Nebraska Press.

3 Neubert, M. (1998). The value of feedback and goal setting alone and potential moderators of this effect: A meta-analysis. Human Performance 11(4).

4 EY Deutschland. (2023, 10. März). EY-Studie zur Fehlerkultur zeigt ernüchterndes Bild: Zwei Drittel der Führungskräfte sprechen nicht über eigene Fehler. https://www.ey.com/de_de/news/2023/03/zwei-drittel-der-fuehrungskraefte-sprechen-nicht-ueber-eigene-fehler

5 Renz, J. (o. D.). Das bringt eine gute Feedbackkultur: Geringe Investition – Hoher Ertrag! Finderlohn. https://www.finderlohn.de/feedbackkultur/

6 Reisen, N. (2021, 5. März). Tipps zur Steigerung der psychologischen Sicherheit. Creaholic Pulse Feedback. /de/ressourcen/blog/experten-tipps-klima-psychologische-sicherheit

7 Bäumler, K. (2022, 12. März). Wie Feedback in Teams wirklich funktioniert. kraft.werk.team. https://www.kraftwerkteam.de/wie-feedback-in-teams-wirklich-funktioniert/

8 Frank, C. (2018, 9. November). Lehrpersönlichkeits-Coaching VI: Wann sind Teams erfolgreich? Didaktik Blog Hohenheim. https://didaktikblog.uni-hohenheim.de/2018/11/lehrpersoenlichkeits-coaching-vi-wann-sind-teams-erfolgreich/

9 Renz, J. (2023, 5. April). Konstruktives Feedback: 7 Schritte - vom Feedback zur Lösung. Finderlohn. https://www.finderlohn.de/feedback-einsetzen/

10 Pathé, N. (2019). Vom Mitarbeiter zum Mitgestalter: Wie Sie sich mit Klarheit und Courage in unserer Arbeitswelt behaupten. GABAL Verlag GmbH.

11 Goetz, D. & Reinhardt, E. (2016). Führung: Feedback auf Augenhöhe: Wie Sie Ihre Mitarbeiter erreichen und klare Ansagen mit Wertschätzung verbinden. Springer-Verlag.

12 Ehmann, B. (2019). Quick Guide Agile Methoden für Personaler: So gelingt der Wandel in die agile Unternehmenskultur. Springer-Verlag.

13 Mai, J. (2022, 19. Mai). Feedback geben: 6 Regeln, Beispiele + konstruktive Methoden. karrierebibel.de. https://karrierebibel.de/feedback-geben/

14 JOIN. (2023, 9. Mai). 10 Wege zur Feedbackkultur am Arbeitsplatz https://join.com/de/recruitment-hr-blog/feedbackkultur-etablieren

15The Decision Lab. (2022 14. Dezember). Active Listening - The Decision Lab. https://thedecisionlab.com/reference-guide/psychology/active-listening

16 Heinichen, S. (2004). Friedemann Schulz von Thun: Miteinander Reden 1 - Eine Analyse des Sachbuches im Hinblick auf den Deutschunterricht. GRIN Verlag.

17 Budelmann, J. (2022, 29. Juni). Danke für die Kritik! DER SPIEGEL. https://www.spiegel.de/start/mit-kritik-umgehen-wie-man-es-als-berufseinsteiger-schafft-a-ba1e83e4-abdc-43bb-a8fb-2b36a66d9cd4

18 Vössing, H. (2019). Wie sehen mich die anderen? Feedback intensiv. BoD – Books on Demand GmbH.

19 Asshauer, M. (2023, 30. März). Feedback geben: 11 bärenstarke Methoden aus der agilen Welt. Machen! https://machen.fm/fuehrung/11874/feedback-geben-methoden/

20 Koopmans, M. (2016). Feedback: Kritik äußern - Kritik annehmen. Junfermann Verlag GmbH.

21 JOIN. (2022, 12. Juli). Feedback annehmen: So reagieren Sie professionell https://join.com/de/recruitment-hr-blog/feedback-annehmen/

22 Doppler, K. & Lauterburg, C. (2014). Persönliches Feedback im Change-Management-Prozess. Campus Verlag.

23 Hessel, M. (2022, 5. Dezember). Konstruktiv Feedback geben: die 10 goldenen Regeln. Berliner Team. https://www.berlinerteam.de/magazin/konstruktiv-feedback-geben-10-regeln/

24 Kerievsky, J. (2023). Joy of Agility: How to Solve Problems and Succeed Sooner. BenBella Books.

25 Rehehäuser, T. (2022). 10+5 Feedbackregeln für wirksames Feedback mit Beispielen. prinzip wirksamkeit. https://www.prinzip-wirksamkeit.de/feedbackregeln-wirksam-feedback-beispiele/

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Hindernisse für Feedback

Abbildung 2: Feedbackkultur etablieren