Feedback bekommen: So profitierst du maximal von erhaltenem Feedback

«Feedback ist das Frühstück der Champions»1 schrieb einst bereits Managementvordenker Ken Blanchard. Qualitatives Feedback kann dich in deiner persönlichen und beruflichen Entwicklung enorm voranbringen.

Trotzdem ist der produktive Umgang mit Feedback nicht immer einfach. In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du Feedback für dich nutzen und zu einem entscheidenden Treiber für deine persönliche Entwicklung machen kannst.

So kann Feedback deine Entwicklung beschleunigen

«Du, ich habe nachher noch Feedback für dich.» – vorgetragen in einem ernsten Ton. Welchen Mitarbeitenden steht in so einer Situation nicht unmittelbar der Schweiss auf der Stirn? Rückmeldungen zur eigenen Arbeit wirken manchmal bedrohlich – doch genau das sind sie in den wenigsten Fällen.

Im Kern ist Feedback eine Ansammlung von Informationen über Reaktionen auf ein Produkt, die Leistung einer Person bei einer Aufgabe usw., die als Grundlage für Verbesserungen dienen. 2 Diese Information kann in vielen Formen erfolgen, z. B. als verbales Lob oder konstruktive Kritik von einem Vorgesetzten, Kollegen oder Mitarbeitenden.

Wer lernt, gezielt Feedback einzuholen und für sich zu nutzen, kann seine eigene persönliche Entwicklung enorm beschleunigen. Dies geschieht, indem dir durch Feedback deine blinden Flecke, Stärken und Wachstumspotenziale aufgezeigt werden.3 Dazu ist es hilfreich, wenn du dir eine pragmatische Perspektive dazu aneignest.

Feedback bedeutet: Ich mag dich.

Feedback zu geben ist einer der wichtigsten Formen von Kommunikation, aber auch eine der schwierigsten. Effektives Feedback zu geben, erfordert Zeit, Überlegung und Sorgfalt. Die meisten Menschen überlegen sich genau, was sie sagen wollen, um sicherzustellen, dass das Feedback relevant und hilfreich ist.4 Die Mühe auf sich zu nehmen, ist bereits ein starkes Zeichen von Wertschätzung.

Dazu kommt, dass der Feedbackgebende sich meist bewusst ist, dass er mit negativem Feedback die Beziehung zu seinem Gegenüber strapazieren, gar aufs Spiel setzen könnte. Dieses Risiko auf sich zu nehmen, bedeutet in Essenz: «Ich schätze dich so sehr, dass mir dein Vorankommen wichtiger ist, als meine Beziehung zu dir.»

Weil Feedback geben so herausfordernd ist, wird es oft zurückgehalten. So sagen nur 19% Millennials, dass sie regelmässig Feedback erhalten.5 Wenn sich jemand Zeit dafür nimmt, dir vielleicht sogar Feedback zu geben, dann ist – das statistisch gesehen – eher die Ausnahme.

Wenn der Feedbackgebende uns trotz dieser Hürden und Risiken initiativ ein Feedback gibt, dann liegt dahinter oft eine Motivation auf Basis aktivierender Emotionen.6 Diese können positiv wie negativ sein:

  • Negativ (z.B. Verärgerung): «Der Person sage ich jetzt endlich mal meine Meinung …»
  • Positiv: «Ich wünsche mir, dass wir besser zusammenarbeiten können.»

Erstere Motivation führt oft zu einem reinen Dampfablassen und ist kein Feedback im engeren Sinne. Mehr dazu findest du in unseren Feedbackregeln (Bericht in Erstellung). Letztere ist jedoch ein Ausdruck von Wohlwollen und Wertschätzung. Dies ist auch dann der Fall, wenn der Feedbackgebende von der Weiterentwicklung des Feedbacknehmenden persönlich profitiert.

Feedbacks sind massgeschneiderte Entwicklungshinweise

Was machst du nicht alles, um in deinem Job besser zu werden? Besuchst du Seminare oder liest Bücher? Diese Lernmöglichkeiten sind oft hilfreich, haben jedoch einen grossen Nachteil: Sie findet nach dem «one-size-fits-all»-Prinzip statt, sprich: Jeder erhält die gleichen Informationen. Darunter viele Informationen, die du bereits hast, Ansätze die du bereits nutzt und Methoden, die für dich möglicherweise irrelevant sind.

Feedback hingegen ist zielgerichtet. Feedback basiert auf dem konkreten Eindruck des Feedbackgebenden von dir, deiner konkreten Rolle und dem spezifischen Kontext, in dem du dich befindest. 7Feedback ist damit nah an deiner aktuellen Situation dran und zeigt dir oft Dinge auf, die sich in deinem persönlichen «blinden Fleck» befinden. Damit enthält Feedback oft für dich massgeschneiderte Entwicklungshinweise.

Mit Feedback misst du den «Puls» deines Umfeldes

Feedback ist selbst dann hilfreich, wenn der Inhalt nicht der Realität entspricht, die Motivation dahinter negativ ist und jegliche Feedbackregeln missachtet wurden. Selbst wenn die Grenze zwischen «Feedback» und «Dampf ablassen» deutlich überschritten wurde, enthält diese Form Kommunikation für dich höchst wertvolle Informationen.

Denn selbst nicht hilfreiches Feedback enthält – wie jede Kommunikation – vier Ebenen 8:

  • Sachebene: Die in den Worten enthaltene, wörtliche Information.
  • Selbstkundgabe: Was der Sprechende damit (indirekt) über sich selbst preisgibt.
  • Beziehungsebene: Das Verhältnis zwischen Feedbackgebenden und Feedbacknehmenden, welches in Inhalt und Art der Kommunikation mitschwingt.
  • Appellebene: Die Forderung des Sprechenden.
Vier Seiten Model verbildlicht
Abbildung 1: Vier-Seiten-Modell
Adaptiert aus Heinichen (2004)

Wir haben so die Eigenheit, dass wir das Glas als halbvoll und nicht halbleer sehen – in diesem Fall sogar als dreiviertel voll: Denn selbst wenn die feedbackgebende Person auf der Sachebene falsch liegen mag, bleiben noch drei weitere Ebenen. Diese Ebenen bekommen meist wenig Beachtung, obwohl sie oft wichtiger sind, als die sachliche Information («Eisberg-Modell»).

Stell dir vor, einer deiner Mitarbeitenden beschwert sich lautstark und in unangemessener Weise bei dir: Er habe mit viel Einsatz an einem Konzept gearbeitet, um dieses noch bis zur gesetzten Deadline umzusetzen. Bei der Vorstellung beim Kunden informierte dieser deinen Mitarbeiter, dass das Vorhaben bereits vor einer Woche abgebrochen wurde und du darüber informiert wurdest. Dein Mitarbeiter beschwert sich, dass du ihm diese Information nicht gegeben hast und dass er somit unnötigerweise zuletzt noch einiges an letztendlich unnötigen Überstunden geleistet hat.

Welche Feedback-Informationen erhältst du durch solch eine Aussage?

  • Sachebene: Dein:e Mitarbeiter:in behauptet, er habe notwendige Informationen nicht erhalten.
  • Selbstkundgabe: Er ist enttäuscht darüber, mit persönlichem Opfer unnötige Arbeit geleistet zu haben.
  • Beziehungsebene: Er fühlt seinen Arbeitseinsatz von dir nicht wertgeschätzt.
  • Appellebene: Er wünscht sich, nötige Informationen zeitnah zu erhalten.

Somit liegt selbst in einem sachlichen nichtzutreffenden Feedback ein Schatz an Informationen für dich. Solchem Feedback sollten wir also ebenso wertschätzend begegnen. Indem du das tust, trägst du zu einer Feedbackkultur in deiner Organisation bei und hilfst Sicherheit und Vertrauen zu etablieren, in der Feedback frei geäussert werden darf.

Doch was tun, wenn die Grenzen des Respektes überschritten wurden? In diesem Fall hat sich für uns bewährt, die Aussagen trotzdem nicht rigoros abzulehnen. Stattdessen adressieren wir die unangemessene Form und den eigentlichen Inhalt des Feedbacks getrennt. In ersterer Angelegenheit kommunizieren wir, dass wir die respektlose Art der Kommunikation nicht in Ordnung finden. Anschliessend gehen wir auf den sachlichen Inhalt der Kritik ein.

Du entscheidest – oder: Deshalb ist Feedback nicht bedrohlich

Um Feedback für dich persönlich nutzbar zu machen, muss dein Umfeld nicht bereits gut darin sein, hilfreiches Feedback zu geben. Denn für den pragmatischen Umgang mit Feedback ist eines absolut zentral: Feedback erhalten zu wollen und wertzuschätzen bedeutet nicht, es ungefiltert anzunehmen.

Niemand hat den vollen Durchblick

Halten wir zunächst einmal fest, dass Beteiligte an einer Situation diese in den seltensten Fällen objektiv bewerten können.9 Das gilt für dich genauso, wie für die Person, welche dir Feedback gibt.

Weil Feedback subjektiv ist, kann es kein Urteil über uns sein.10 Feedback ist lediglich eine weitere Perspektive auf eine Situation. Diese weitere Perspektive ist subjektiv, ungenau, selektiv, von einer persönlichen Weltsicht gefärbt und verrät mitunter mehr über den Feedbackgebenden, als über den Feedbacknehmenden.

Ein Wunsch nach Feedback ist deshalb ein Wunsch nach einer weiteren Perspektive, um eine Situation besser einschätzen zu können. Die Idee ist, dich damit der Wirklichkeit weiter anzunähern, in dem Wissen, dass es für dich als Beteiligte:r keine abschliessende Objektivität gibt. Wenn du dir dessen bewusst bist, kannst du mit Feedback pragmatisch umgehen.

Der Unterschied zwischen Wahrnehmung und Bewertung

Wenn Feedback nicht zu 100% der Realität entsprich, besteht das Risiko, dass wir es beim ersten gefunden Fehler ignorieren und so nichts daraus lernen. Aus diesem Grund empfehlen wir, die einzelnen Elemente eines Feedbacks getrennt anzuschauen.

Mit dem WWW-Schema11 lässt sich qualitatives Feedback geben: Wahrnehmung, Wirkung und Wunsch.

  • In der Wahrnehmung äussern wir, was wir mit unseren fünf Sinnen wahrgenommen haben («Ich habe gesehen, dass du …»).
  • In der Wirkung beschreiben wir, was das Wahrnehmen mit uns gemacht hat («Das hat mich daran zweifeln lassen, dass du …»).
  • Im Wunsch formulieren wir dann die gewünschte Änderung («Ich fände es hilfreich, wenn du …»).
3 W-Fragen Schema
Abbildung 2: WWW-Schema
Inspiriert durch Asshauer (2023)

Das WWW-Schema ist nicht nur hilfreich, um produktiv Feedback auszutauschen. Es berücksichtigt auch, dass zwischen der Wahrnehmung und der Bewertung einer Situation oft Welten liegen. Denn die Schlussfolgerung aus der Wahrnehmung, also die Wirkung auf uns, kann bereits eine drastische Fehlinterpretation der Situation beinhalten.

Für dich als Feedbacknehmende:n bedeutet das: Negiere ein Feedback nicht gleich, wenn die vom Gegenüber gezogene Schlussfolgerung nicht deiner Realität entspricht. Finde stattdessen heraus, was der Grund für die Einschätzung ist. So können Feedbackgebende und du zukünftige Missverständnisse vermeiden.

Die Freiheit zu entscheiden, was ich mit dem Feedback mache

Die letzte Voraussetzung, um mit Feedback frei und offen umgehen zu können ist die Einsicht, dass die Entscheidung letztendlich bei dir liegt.12 Du entscheidest, was du mit erhaltenem Feedback anstellst.

Feedback zu suchen und diesem wertschätzend zu begegnen, bedeutet nicht, es ungefiltert anzunehmen. Die Wertschätzung beruht darauf, dass du dich freust, dass sich jemand Zeit nimmt, dir seine Wahrnehmungen mitzuteilen. Wir haben ja bereits gesehen, dass kein an einer Situation Beteiligter die volle Einsicht hat und das sich zwischen Wahrnehmung und Bewertung oft tiefe Klüfte auftun. Es ist kein abschliessendes Urteil über dich.

Das bedeutet für dich: Wenn du Feedback bekommst, ist das lediglich ein Impuls von aussen. Was du damit machst, ist deine Entscheidung. Wäre das nicht so, wäre es kein Feedback, sondern eine Anweisung oder gar ein Befehl. Genau das ist Feedback aber nicht.

Wenn du frei, offen und souverän mit Feedback umgehen möchtest, empfehlen wir dir, die vorstehenden Punkte zu deiner innerlichen Überzeugung zu machen.

Praktischer Umgang: So holst du das meiste aus erhaltenem Feedback

Für unsere persönliche Entwicklung ist entscheidend, wie wir uns verhalten, wenn wir Feedback erhalten. Denn wenn wir Feedbackgebenden respektvoll begegnen, dann werden diese uns in Zukunft oft gerne noch mehr und noch wohlwollenderes Feedback geben. Was wir mit dem Feedback anschliessend machen, wird hingegen darüber entscheiden, ob es uns in unserer Weiterentwicklung voranbringt.

Anleitung mit Feedback umgehen
Abbildung 3: Umgang mit Feedback
Inspiriert durch JOIN (2022)

Tipp 1: Echtes Interesse zeigen

Zwar ist Feedback nicht die absolute Wahrheit, aber ein wichtiger Einblick in die Gedanken unseres Umfeldes. Deshalb ist es entscheidend, Interesse zu zeigen, wenn dir jemand Feedback geben möchte.13 Dies schliesst auch ein, dir bewusst Zeit dafür zu nehmen. Dazu ist es oft hilfreich, bei angebotenem Feedback nicht unmittelbar in ein Gespräch überzugehen, sondern einen separaten Termin zu vereinbaren. Wenn das Gespräch dann stattfindet, kannst du dich voll und ganz darauf konzentrieren, was dein Gegenüber dir sagen möchte.

Tipp 2: Zuhören und Rechtfertigungen unterlassen

Wir haben bereits gesehen, dass Feedback nur die Wahrnehmung und Interpretation unseres Umfeldes ist. Die Wahrnehmung des Feedbackgebenden sollten wir daher genauso wenig wegdiskutieren, wie die Interpretation davon.

Unsere Aufgabe ist hierbei zuallererst zuzuhören und zu versuchen, unser Gegenüber umfänglich zu verstehen. Dies ist auch ein Ausdruck unserer Wertschätzung dafür, dass die feedbackgebende Person den Mut und die Initiative aufgebracht hat, uns überhaupt Feedback zu geben.

Unser vererbter «Fight-or-Flight-Reflex» kann uns noch so dazu drängen, einen wahrgenommenen «Angriff» abzuwehren.14 Geben wir diesem Drang nach, belasten wir womöglich unsere Beziehung zum Feedbackgebenden und lernen darüber hinaus wenig durch diese Interaktion.

Tipp 3: Nachfragen & aktives Zuhören

Zum ernsthaften Interesse und der Wertschätzung von Feedback gehört auch, Nachzufragen und aktiv zuzuhören. Unsere Intention: Unser Gegenüber wirklich zu verstehen.

Wenn dir jemand Feedback gibt, dann tut er dies aus seiner persönlichen Perspektive auf die Situation. Oftmals ist die feedbackgebende Person dabei auch noch aufgeregt. Nicht zuletzt deshalb kann es zu Versprechern oder Missverständnissen in der Kommunikation kommen. Deshalb gilt: Frage interessiert und wertschätzend nach, wenn du etwas nicht genau verstehst oder nachvollziehen kannst. Die Motivation dahinter: Du möchtest die Aussage deines Gegenübers verstehen.15

Doch selbst wenn du meinst, dein Gegenüber exakt verstanden zu haben, ist es oft hilfreich, dies durch aktives Zuhören noch einmal abzusichern. Dazu hat es sich als nützlich erwiesen, das Gesagte noch einmal in deinen eigenen Worten wiederzugeben, z. B. nach dem Schema «Habe ich dich richtig verstanden, dass du …». Somit vermeidest du unnötige Missverständnisse und zeigst zusätzlich Wertschätzung für die Äusserungen deines Gegenübers.

Tipp 4: Für das Feedback bedanken

Das jemand dir offen kommuniziert, wie er dich wahrnimmt und was seine persönlichen Gedanken und Interpretation dazu sind, ist nicht selbstverständlich.

Deshalb ist es nun an der Zeit, dich dafür zu bedanken. Dieser Dank bedeutet nicht, dass du dem Gesagten zustimmst. Es bedeutet nur, dass du es wertzuschätzen weisst, dass die Person die Initiative und den Mut aufgebracht hat, dir ihre Wahrnehmung und Meinung kundzutun.

Feedbackgebende wünschen sich in aller Regel, dass du ihnen zuhörst und ihre Hinweise ernst nimmst. Ganz praktisch, kannst du deinen Dank nach dem Schema «Danke», «nächste Schritte», «erwartete positive Veränderung» aufbauen. Das kann zum Beispiel wie folgt lauten:

«Danke für deine wertvollen Tipps. Ich werde mir [Thema] nochmal mit deinen Hinweisen im Hinterkopf anschauen. Ich bin mir sicher, dass wir damit noch ein besseres Ergebnis für den Kunden erreichen können.»

«Danke für deinen Hinweis zu [Verhalten]. Ich kann im Moment noch nicht sagen, ob ich deiner Einschätzung voll zustimme. Ich werde es mir aber definitiv noch durch den Kopf gehen lassen. Dein Hinweis, dass ich […] wahrgenommen werde, hat mich nachdenklich gemacht.»

Tipp 5: Einmal darüber schlafen

Wenn wir Feedback erhalten, kann dies in unserem Kopf und auch in unseren Emotionen einiges durcheinanderwerfen. In diesem Chaos einen klaren Gedanken zu fassen und beim Gesagten im Detail die «Spreu vom Weizen» zu trennen, ist oftmals schwierig.16

Dazu kommt, dass auch das Gesagte oft eine wilde Mischung aus Wahrnehmung, Interpretation und Appell (Wunsch) ist. Und auf diesem Weg gerät häufig einiges durcheinander. So ist die Wahrnehmung oft äusserst hilfreich, während Interpretation und Appell schnell weit von der Realität einer pragmatischen Lösung entfernt sind.

Wenn du damit in der Situation umgehen kannst, dann kannst du natürlich umgehend nach einer Lösung suchen, evtl. zusammen mit dem Feedbackgebenden. Wenn du dir dabei unsicher bist, ist es jedoch hilfreicher, das Wahrgenommene erst einmal setzen zu lassen.

Nach einiger Zeit kannst du dich dann mit dem nötigen Abstand noch einmal im Detail damit befassen und deine Schlussfolgerungen daraus ziehen.

Helfen können unter anderem folgende Fragen:

🤔 Was ist tatsächlich passiert? Was ist nur meine subjektive Interpretation des Gesagten?
🙄 Welche Wirkung hatte das Gesagte auf mich?
🙏 Würde ein wohlmeinender Freund die gleiche Interpretation daraus ziehen? Wie würde er die Situation betrachten?
👍 👎 Wo liegt mein Gegenüber richtig? Wo nicht?
Was wären hilfreiche Schlüsse aus dieser Bewertung?

Wenn du dir nicht sicher bist: Hole dir eine zweite Meinung von einer anderen Person ein!

Für den produktiven Umgang mit Feedback ist es manchmal hilfreich, den Prozess zu verstehen, durch den wir bei der Verarbeitung von Feedback gehen (SARA-Modell17).

  • Oftmals reagieren wir zunächst erstaunt, vielleicht sogar geschockt auf geäussertes Feedback (Phase 1).
  • Das löst häufig instinktiv Ablehnung oder sogar Wut bei uns aus (Phase 2).
  • Ersten, dezenten Einsichten notwendiger Änderungen von Denken und / oder Verhalten folgt dann oftmals noch ein innerer Widerstand (Phase 3),
  • bevor wir in die Akzeptanz übergehen (Phase 4).

Diese Achterbahn der Gefühle ist ganz normal. Sich dieser bewusst zu sein, kann dir helfen, entspannter mit den enthaltenen «Aufs und Abs» umzugehen.

Tipp 6: Was nun?

Auch zum Schluss verbleibt der Ball in unserem Feld: Welche Aussagen willst du für dich als richtig betrachten – welche nicht? In welchen Bereichen siehst du für dich Raum für Wachstum? Was konkret möchtest du in Zukunft anders machen?

Steht die Entscheidung, ist es hilfreich, unmittelbar mit der Umsetzung zu beginnen. Dies zementiert unseren Entschluss und hilft, das Gelernte auch tatsächlich anzuwenden. Die Frage lautet daher: Was kann ich direkt umsetzen? Was bereits jetzt in die Wege leiten?

Bonus Tipp: Noch einmal bedanken

Wenn Menschen uns Feedback geben, dann zeigt uns dies, dass sie uns mögen. Wenn wir dies wertschätzen wollen, können wir ihnen gegenüber ernstes Interesse zeigen, nachfragen und aktiv zuhören. Zudem können wir uns Zeit nehmen, das Gesagte detailliert zu reflektieren.

Das grösste Kompliment liegt jedoch oft darin, zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal auf sie zu zugehen. Dabei können wir uns noch einmal für das erhaltene Feedback bedanken und kommunizieren, welche Schlüsse wir daraus für uns gezogen haben und welche Erfolge wir damit möglicherweise bereits feiern konnten.

Wenn andere Menschen es gut mit uns meinen, dann hoffen sie, dass ihr Beitrag einen positiven Effekt auf unsere Leben hat. Indem wir uns noch einmal bei ihnen bedanken, zeigen wir ihnen, dass ihr Beitrag für unsere Entwicklung hilfreich war und drücken unsere Dankbarkeit dafür aus.

Mit negativem Feedback umgehen

Der Umgang mit negativem Feedback unterscheidet sich nicht wesentlich vom allgemeinen Umgang mit Feedback. Hier jedoch noch ein paar zusätzliche Tipps:

  • Frage nach und sei interessiert, auch wenn das Feedback negativ ist. Mache dir bewusst: Du kannst nur dazu lernen.
  • Unterlasse es, dich zu rechtfertigen. Selbst wenn dein Gegenüber offensichtlich falsch liegt: höre dir seine Sichtweise an. Die so gewonnenen Einblicke sind oft äusserst wertvoll.
  • Mach dir bewusst: Dir Feedback anzuhören, ist nicht gleichbedeutend damit, es ungeprüft anzunehmen.
  • Wenn du etwas nicht verstehst: frage nach!
  • Bedanke dich für das Feedback, selbst wenn du diesem inhaltlich nicht zustimmst. Bedanke dich dafür, dass dein Gegenüber Zeit und Mühe auf sich genommen hat.
  • Gib dir selbst die nötige Zeit, um das erhaltene Feedback zu verarbeiten. Hole dir im Zweifelsfall noch weitere Meinungen ein.

So erhältst du noch mehr hilfreiches Feedback

Gehe respektvoll mit Feedback um

Menschen verstärken Verhalten, für das sie Anerkennung bekommen. Wenn du die Schritte im vorstehenden Abschnitt verinnerlichst, wirst du interessiert und wertschätzend mit Feedback umgehen. Dies signalisiert deinem Umfeld: Diese Person schätzt Feedback und es ist deshalb weniger riskant, ihr gegenüber weiteres Feedback zu äussern.

Mit deinem wertschätzenden Umgang senkst du die damit wahrgenommenen Hürden und Risiken, dir offenes Feedback zu geben.18 Das Ergebnis: Du erhältst einen Strom von spannenden Einblicken, mit denen du dich noch schneller entwickeln wirst.

Kommuniziere deinen Wunsch, durch Feedback zu lernen

Menschen tendieren dazu, ihre eigene Sicht auf ein Thema auf andere Menschen zu übertragen. Wenn sie selbst beispielsweise Angst davor haben, Feedback zu erhalten, vermuten sie oft, dass es dir genauso geht. Indem du kommunizierst, dass du dir Feedback wünschst, kannst du diese Sichtweise ändern.

Das Ziel: Dein Umfeld realisiert, dass du ernsthaft an Feedback interessiert bist und gibt dir mehr davon.

Frage spezifisch & regelmässig nach Feedback

Nicht zuletzt kannst du auch explizit und spezifisch um Feedback bitten. Die meisten Menschen sind gerne bereit, dir hilfreiches Feedback zu geben. Hier einige hilfreiche Fragen:

  • Von wessen Feedback könntest du am meisten profitieren? Wann möchtest du die Person danach fragen?
  • Wie häufiges Feedback wäre für dich hilfreich? Möchtest du beispielsweise um regelmässige Feedbackgespräche alle X Monate bitten?

Es ist nicht unbedingt notwendig, dass sich dein Gegenüber auf ein Feedback vorbereitet. Auch du kannst du Initiative ergreifen und Fragen stellen, die dir besonders gehaltvolle Antworten geben können. Beispiele gewünscht?

  • Wie viel Punkte würdest du mir geben, wenn du meine Art des [Meeting Organisierens, Aufgaben Abarbeitens etc.] bewerten müsstest? Was müsste ich tun, um eine 10 zu erreichen?
  • Gibt es einen Bereich, indem ich mich deiner Meinung nach aktuell noch selbst blockiere?
  • Welche Aspekte schätzt du an meinem Verhalten besonders?
  • Gibt es etwas, was dich an meinem Verhalten stört oder irritiert? Welches Verhalten würdest du dir stattdessen von mir wünschen?

Mit diesen Tipps sorgst du dafür, dass du regelmässig Feedback erhältst und deine Entwicklung auf die Schnellspur wechselt.

In deinem Team eine Feedbackkultur prägen, in der jeder wachsen kann

Wir sind davon überzeugt, dass du in deiner Organisation eine Revolution des Feedbacks auslösen kannst. Indem du um Feedback bittest und wertschätzend damit umgehst, wirst du zum Vorbild für dein Umfeld.19 Und schon bald erhältst du möglicherweise selbst vermehrt Anfragen für persönliches Feedback.

Eine gesunde Feedbackkultur sorgt dafür, dass sich jeder einzelne Mitarbeitende eines Unternehmens persönlich weiterentwickeln kann. Ein persönliches Vorbild ist dabei oft der erste Schritt.

Gleichzeitig ist es für viele Organisationen und deren Mitarbeitenden hilfreich, im Feedbackgeben unterstützt zu werden. Unsere Mission ist: Unternehmen und Führungskräfte befähigen, eine offene, wertschätzende Feedbackkultur in ihren Teams und Organisationen zu etablieren.

Unser Tool für Mitarbeitenden-Umfragen wirkt dabei oft als zündender Funke und Katalysator, für eine neue, gesündere und wertschätzendere Unternehmenskultur.

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Literaturverzeichnis

1 Blanchard, K. (2009, 17. August). Feedback is the Breakfast of Champions. Ken Blanchard Books. https://www.kenblanchardbooks.com/feedback-is-the-breakfast-of-champions/

2 Schlicht, F. & Joubert, A. (2021, 1. Dezember). Feedback richtig nutzen: Ihre Chance für die Persönlichkeitsentwicklung. Haufe Akademie. https://www.haufe-akademie.de/blog/themen/persoenliche-kompetenz/feedback-als-katalysator-fuer-die-persoenlichkeitsentwicklung/

3 Kubitzky, S. (2023, 15. März). Ermutigung zu ehrlichem Feedback. eurosysteam. https://eurosysteam.com/wie-schaffe-ich-eine-gesunde-feedback-kultur-oder-wie-ermutige-ich-mein-team-mir-ehrliches-feedback-zu-geben/

4 Hickman, B. A. (2023, 30. März). What «Meaningful Feedback» Means to Millennials. Gallup.com. https://www.gallup.com/workplace/284081/meaningful-feedback-means-millennials.aspx

5 Berger, J. (2016). Contagious: Why Things Catch On. Simon and Schuster.

6 Heinichen, S. (2004). Friedemann Schulz von Thun: Miteinander Reden 1 - Eine Analyse des Sachbuches im Hinblick auf den Deutschunterricht. GRIN Verlag.

7 Vössing, H. (2019). Wie sehen mich die anderen?: Feedback intensiv. BoD – Books on Demand.

8 Asshauer, M. (2023, 30. März). Feedback geben: 11 bärenstarke Methoden aus der agilen Welt. Machen! https://machen.fm/fuehrung/11874/feedback-geben-methoden/

9 Koopmans, M. (2016). Feedback: Kritik äußern - Kritik annehmen. Junfermann Verlag GmbH.

10 Feedback für den Chef. (o. D.). duz.de. https://www.duz.de/beitrag/!/id/286/feedback-fuer-den-chef

11 Active Listening - The Decision Lab. (o. D.). The Decision Lab. https://thedecisionlab.com/reference-guide/psychology/active-listening

12 Budelmann, J. (2022, 29. Juni). Danke für die Kritik! DER SPIEGEL. https://www.spiegel.de/start/mit-kritik-umgehen-wie-man-es-als-berufseinsteiger-schafft-a-ba1e83e4-abdc-43bb-a8fb-2b36a66d9cd4

13 Beidernikl, G. (2022, 22. November). Negatives Feedback geben und annehmen: Die Wissenschaft in der Praxis. vienna corporate research and development gmbh. https://vieconsult.at/fuehrungsfeedback/negatives-feedback-geben

14 Anderson, A. R. (2016, 23. Februar). If You Really Want Feedback Then Make It Comfortable For Others To Give It. Forbes. https://www.forbes.com/sites/amyanderson/2016/02/23/if-you-really-want-feedback-then-make-it-comfortable-for-others-to-give-it/

15 Fuda, P. & Badham, R. (2011). Fire, snowball, mask, movie: how leaders spark and sustain change. Harvard Business Review, 89(11), 145–148, 167.

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Vier-Seiten-Modell
Heinichen, S. (2004). Friedemann Schulz von Thun: Miteinander Reden 1 - Eine Analyse des Sachbuches im Hinblick auf den Deutschunterricht. GRIN Verlag.

Abbildung 2: WWW-Schema
Asshauer, M. (2023, 30. März). Feedback geben: 11 bärenstarke Methoden aus der agilen Welt. Machen! https://machen.fm/fuehrung/11874/feedback-geben-methoden/

Abbildung 3: Umgang mit Feedback
JOIN. (2022, 12. Juli). Feedback annehmen: So reagieren Sie professionell. https://join.com/de/recruitment-hr-blog/feedback-annehmen/