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Von Nils Reisen am 30.05.2023 | 10 Minuten Lesezeit

Die Pandemie hat uns gelehrt, dass Arbeit auch unter bisher völlig ungewohnten Bedingungen perfekt funktionieren kann. Fernarbeit und hier v. a. das Homeoffice war früher nur einigen wenigen vorbehalten und ist nun für Millionen von Arbeitnehmer:innen weltweit zur neuen Normalität geworden.

Aber die neue Normalität ist noch nicht vollständig normal. Viele Manager:innen und Personalverantwortliche zerbrechen sich derzeit den Kopf darüber, welche Regeln und Richtlinien sie einführen sollen, wann und wie sie unterstützen müssen und wie sie messen können, wie gut ihre hybride Arbeitsform für Mitarbeitende und Führungskräfte funktioniert. Kommt dir das bekannt vor?

In diesem Beitrag zeigen wir dir, wie du das Engagement und die Produktivität von Mitarbeitenden mit einem hybriden Arbeitsmodell steigern kannst, das die Vorteile beider Welten kombiniert.

Um es gleich vorwegzunehmen: Es gibt keine Einheitslösung für alle. Mit passenden Tools und der richtigen Einstellung kannst du jedoch die perfekte Umgebung für dein Unternehmen finden und sicherstellen, dass deine Mitarbeitenden engagiert und produktiv bleiben. Mit unseren sechs praktischen Tipps kannst du sofort loslegen.

Immer mehr Unternehmen führen hybride Arbeitsmodelle ein. Daher wird es immer wichtiger, neue Wege zu finden, mit denen alle im Unternehmen eine bestmögliche Leistung erbringen können. Aber was genau ist hybride Arbeit und wie kannst du sie für dein Unternehmen nutzen? Lass uns das genauer anschauen.

Hybride Arbeit: Die Zukunft der Arbeit oder nur ein Modewort?

Hybridarbeit ist ein Modell, bei dem die Mitarbeitenden sowohl im Büro als auch aus der Ferne arbeiten. Es kann viele Formen annehmen: von Mitarbeitenden, die ein paar Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten, bis hin zur Arbeit von überall auf der Welt. Die Pandemie hat die Einführung von Hybridarbeit beschleunigt, da viele Unternehmen die Vorteile sowohl für Arbeitgeber:innen als auch für Mitarbeitende erkannt haben.

Während einige Unternehmen wie Airbnb, Dropbox und Google sogar eine permanente Fernarbeit eingeführt haben, haben sich die meisten für einen hybriden Ansatz entschieden, der Fernarbeit mit Präsenzzeit im Büro kombiniert. Eine Studie von McKinsey unterstreicht diesen Trend: «Während 99 Prozent der Führungskräfte vor COVID-19 davon ausgingen, dass die Mitarbeitenden mehr als 80 Prozent ihrer Zeit im Büro verbringen, sind es heute nur noch 10 Prozent.» Und dieser Trend erreicht auch die Beschäftigten im Aussendienst. Gartner hat die hybride Flexibilität für Frontline-Worker als einen der 9 Trends für die Zukunft der Arbeit im Jahr 2023 identifiziert.
Eines ist also klar: Hybride Arbeit wird sich durchsetzen.

Das Beste aus beiden Welten?

Du hast es vielleicht schon selbst erlebt: An manchen Tagen im Büro und an anderen von zu Hause aus zu arbeiten, hat viele Vorteile. Und tatsächlich kann hybride Arbeit die Vorteile von Fern- und Büroarbeit nutzen und so das Beste aus beiden Welten vereinen.

Vorteile von Fernarbeit
1. Höheres Engagement und weniger Stress: In der Arbeit mit unseren Kunden haben wir herausgefunden, dass Engagement und Zufriedenheit höher sind und der Stress geringer ist, wenn die Mitarbeitenden von zu Hause aus arbeiten können. Diese Effekte haben wir auch bei uns selbst beobachtet.
2. Höhere Produktivität: Schon vor COVID-19 hat die Forschung gezeigt, dass Fernarbeit die Produktivität verbessert. Dies wurde in vielen Studien, die während und nach der Pandemie durchgeführt wurden, bestätigt. Tispurski hat dazu kürzlich einen guten Überblick über die Studien dazu verfasst.
3. Flexibilität: Fernarbeit ermöglicht es den Mitarbeitenden, von überall aus zu arbeiten. Das macht es einfacher, Arbeit und Privatleben unter einen Hut zu bringen und zwischendurch nicht nur ein paar private Dinge unterzubringen, sondern auch etwas mehr Arbeit.

Vorteile von Büroarbeit
1. Kollaboratives Umfeld: Die Büroarbeit ermöglicht eine einfache Kommunikation und Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen, was zu einer effizienteren Teamarbeit und Problemlösung führt, insbesondere bei kreativen Aufgaben. Besonders wichtig: spontane Begegnungen (siehe unten).
2. Zugang zu Ressourcen: In einem Büro hat man Zugang zu speziellen Geräten, Besprechungsräumen, Vorräten, einer Cafeteria und anderen Einrichtungen, die für die Arbeit wichtig sein können.
3. Strukturierte Routine: Ein fester Zeitplan und ein fixer Arbeitsplatz können dazu beitragen, eine Routine zu schaffen, die die Produktivität erhöht und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördert.

Durch die Nutzung der Stärken der einzelnen Arbeitsumgebungen ermöglicht hybrides Arbeiten sowohl persönliche als auch virtuelle Zusammenarbeit, was zu effizienter und produktiverer individueller Arbeit führt und gleichzeitig eine gute Kommunikation, Teamarbeit sowie einen guten Teamzusammenhalt gewährleistet.

Das hört sich zwar gut an, aber hybride Arbeitsformen können auch die Nachteile von Fern- und Büroarbeit in sich vereinen – sozusagen das Schlimmste aus beiden Welten.

Nachteile von Fernarbeit
1. Mangel an sozialer Interaktion: Fernarbeit kann isolierend wirken und dazu führen, dass sich die Mitarbeitenden einsam und nicht mehr verbunden fühlen. Ebenso ist es für Teams viel schwieriger, einen Zusammenhalt aufzubauen, wenn sich alle an verschiedenen Orten befinden.
2. Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit: Eine überwiegend online stattfindenden Zusammenarbeit ist nicht immer einfach, was zu Kommunikationslücken und Missverständnissen zwischen den Kolleg:innen führen kann.
3. Verwischung der Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben: Wenn Mitarbeitende von zu Hause aus arbeiten, kann es ihnen schwerfallen, von der Arbeit abzuschalten. Dies kann die Produktivität verringern und langfristig zu Burn-out führen.

Ein grosser Nachteil von Fernarbeit ist, dass spontane Begegnungen viel unwahrscheinlicher werden. Zufällige Begegnungen auf dem Weg zur Kantine sind sehr wertvoll, um relevante Informationen zu erhalten und Ideen für die eigene Arbeit zu bekommen. 

Als Pixar beispielsweise seinen neuen Hauptsitz baute, wurde dieser so konzipiert, dass er möglichst viele spontane Begegnungen ermöglicht. Steve Jobs war persönlich stark in die Gestaltung des Gebäudes involviert. In seiner Biografie sagte er: «Wenn ein Gebäude das nicht fördert, verliert man viel Innovation und die Magie, die durch Zufälle entsteht [...] Also haben wir das Gebäude so entworfen, dass die Leute aus ihren Büros kommen und im in der Mitte gelegenen Atrium auf Leute treffen, die sie sonst vielleicht nicht sehen würden.» Laut Pixar-Mitgründer John Lasseter «funktionierte Steves Theorie vom ersten Tag an [...] Ich traf ständig Leute, die ich seit Monaten nicht mehr gesehen hatte. Ich habe noch nie ein Gebäude gesehen, das Zusammenarbeit und Kreativität so gut gefördert hat wie dieses.»

Spontane Begegnungen sind fast unmöglich, wenn die Menschen nicht denselben physischen Raum teilen. Bis jetzt habe ich noch keine erfolgreichen Versuche gesehen, dieses Problem zu lösen. Aber natürlich ist die Arbeit in einem Büro auch nicht immer ein Ponyhof.

Nachteile von Büroarbeit
1. Ablenkungen und Unterbrechungen: Eine Büroumgebung kann voller Ablenkungen sein, von lauten Flurbesprechungen und «kurzen Fragen» bis hin zu gesprächigen Kollegen, die den Arbeitsablauf stören. Das hast du sicherlich schon selbst erlebt, oder?
2. Mangel an Privatsphäre: In einem Grossraumbüro ist die Privatsphäre von vornherein eingeschränkt, was für manche Menschen unangenehm sein kann und das Besprechen vertraulicher Themen erschwert. Vor allem bei der Zusammenarbeit mit Personen an anderen Standorten kann die zur Zeit typische Bürogestaltung mit grossen Besprechungsräumen und nur wenigen «Telefonkabinen» die Arbeit im Büro manchmal mühsam machen.
3. Pendeln: Das Pendeln zur und von der Arbeit kann zeitaufwendig und stressig sein, insbesondere bei viel Verkehr oder einer langen Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Vor diesem Hintergrund fragst du dich vielleicht, was du tun oder vermeiden kannst und solltest, um sicherzustellen, dass das Arbeitsmodell nicht nur für alle funktioniert, sondern die neuen Möglichkeiten auch optimal genutzt werden. Du stellst dir möglicherweise folgende Fragen:

  • Wie können wir sicherstellen, dass unsere Mitarbeitenden und Teams gute Leistungen erbringen können?
  • Woher wissen wir, wie es allen geht? 
  • Welche Regeln und Richtlinien sollten wir einführen?
  • Kommen dir diese Fragen bekannt vor? Lies weiter, um herauszufinden, wie du Antworten auf diese Fragen findest.

Die Henne UND das Ei: Sechs Tipps für ein erfolgreiches hybrides Arbeitsmodell in deinem Unternehmen

Nachdem wir uns lang den Kopf darüber zerbrochen haben, wie ein erfolgreiches hybrides Arbeitsmodell aussieht, ist uns jetzt klar, welche Schritte notwendig sind. Wir haben diese Schritte in einer Liste mit sechs Tipps zusammengefasst. Sie haben uns geholfen – und werden möglicherweise auch dir helfen, – ein erfolgreiches hybrides Arbeitsmodell zu schaffen.

Hier sind sie:
1. Kommunikationskanäle definieren: Lege fest, wann und wie was und an wen kommuniziert wird.
2. Klare Erwartungen formulieren: Etabliere einen Mechanismus zur Zielsetzung mit klar definierten Leistungen, Verantwortlichkeiten und Fristen.
3. Teamkultur fördern: Stelle sicher, dass der Teamzusammenhalt trotz der grösseren räumlichen Distanz bestehen bleibt.
4. Vereinbarkeit von Beruf und Familie priorisieren: Mache die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben explizit und gib Hilfestellung, wenn die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen.
5. Technologie nutzen: Bleib mit deiner Belegschaft in Kontakt und gib den Teams die Möglichkeit, regelmässig über ihre Zusammenarbeit zu reflektieren (z. B. mit Tools wie Pulse Feedback).
6. Flexibel sein: Sei offen für unterschiedliche Arbeitsstile.

In unserem kurzen Leitfaden findest du mehr Details zu diesen sechs Schritten.

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Beispiele: Schweizerische Post und Vitra

Nach der COVID-19-Pandemie haben sich viele Unternehmen mit der Frage auseinandergesetzt – und tun es immer noch –, wie sie Fernarbeit und Büropräsenz regeln können oder müssen. Hier sind zwei Beispiele, die ich interessant finde.

Die Schweizerische Post hat darauf verzichtet, ein Regelwerk für ihr hybrides Arbeitsmodell zu erlassen. Stattdessen beschloss sie, die Verantwortung an ihre Teams zu übertragen und diese selbst entscheiden zu lassen, wer wo und wann arbeitet.

Die Designermöbelmarke Vitra hat eine hybride Arbeitstypologie mit vier Gruppen eingeführt, die sich darin unterscheiden, wie viel Zeit sie im Büro verbringen. Die Mitarbeitenden wählen zunächst die Gruppe, die am besten zu ihrer Situation und ihren Bedürfnissen passt, und besprechen ihre Wahl dann mit ihren Vorgesetzten.

Lass uns die Zukunft der Arbeit angehen – mit Zuversicht und Zielstrebigkeit!

Hybride Arbeitsformen sind auf dem Vormarsch und es liegt an uns, ihre Zukunft zu gestalten. Der Schlüssel zum Erfolg ist das Finden eines Gleichgewichts, das für deine Organisation funktioniert. Dieses Gleichgewicht kann sich von Team zu Team unterscheiden.

Wenn du die spezifischen Vor- und Nachteile der verschiedenen Arbeitsmodelle kennst, ein klares Bild von den Bedürfnissen deiner Mitarbeitenden hast und genügend Flexibilität für die Entwicklung von Lösungen zulässt, kannst du sicherstellen, dass deine hybrid arbeitende Organisation gedeiht. Regelmässiges Feedback ist wichtig; wie auch eine regelmässige Reflexion seitens der Mitarbeitenden dazu, wie sie ihre Zusammenarbeit und ihr Arbeitsumfeld aktiv gestalten können.

Lass uns diese neue Ära der Arbeit mit Zuversicht und Zielstrebigkeit angehen und eine produktivere, engagiertere und erfüllendere Arbeitswelt für alle schaffen.

Literaturverzeichnis

Isaacson, W. (2011). Steve Jobs. Simon & Schuster.

Jaschik, M. (2021, 23. April). Hybrid arbeiten: Diese Struktur hat das Familienunternehmen Vitra. nine to life. Abgerufen am 25. April 2023 von https://nine-to-life.de/04-hybrid-arbeiten/

Flexjobs, J. H. (2023, 18. April). 25 companies embracing permanent remote work-from-home jobs. FlexJobs Job Search Tips and Blog. Abgerufen am 27. April 2023 von https://www.flexjobs.com/blog/post/companies-switching-remote-work-long-term/

McRae, E. R., & Aykens, P. (2022, 22. Dezember). 9 future of work trends for 2023. Gartner. Abgerufen am 27. April 2023 von https://www.gartner.com/en/articles/9-future-of-work-trends-for-2023

Pöschl, F. (2021, 1. Juli). Büro Oder Homeoffice? - Post-Angestellte entscheiden selber über Homeoffice-Regel. 20 Minuten. Abgerufen am 25. April 2023 von https://www.20min.ch/story/post-angestellte-entscheiden-selber-ueber-homeoffice-regel-444116240302#

Scharf, S., & Weerda, K. (2022, 27. Juni). How to lead in a hybrid environment. McKinsey & Company. Abgerufen am 27. April 2023 von https://www.mckinsey.com/capabilities/people-and-organizational-performance/our-insights/the-organization-blog/how-to-lead-in-a-hybrid-environment

Tsipursky, G. (2022, 4. November). Workers are less productive working remotely (at least that's what their bosses think). Forbes. Abgerufen am 5. Mai 2023 von https://www.forbes.com/sites/glebtsipursky/2022/11/03/workers-are-less-productive-working-remotely-at-least-thats-what-their-bosses-think/?sh=7abc4dea286a

Illustration mit einem Brief im offenen Couvert

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