Konstruktive Mitarbeiter die vor dem Firmengebäude diskutieren

Von Nils Reisen am 27.11.2020 | 3 Minuten Lesezeit

Heute beginne ich mit einer persönlichen Geschichte. Als ich vor einigen Jahren eine neue Stelle in einem grossen Unternehmen antrat, fiel mir auf, dass einige meiner neuen Kollegen Feedback als Bedrohung wahrnahmen. Das überraschte mich, war ich doch sowohl in meinem Privatleben als auch in meiner beruflichen Laufbahn an Feedback gewöhnt. Feedback war für mich von früh auf ein wertvolles Instrument für ein laufendes Lernen und Verbessern.

Als ich im Alter von fünf Jahren anfing Cello zu spielen, erhielt ich regelmässig Rückmeldungen zu meinen ersten musikalischen Gehversuchen, sowohl von meinem Lehrer als auch von meinen Eltern, die selbst Streichinstrumente spielen. Das war nicht anders, als ich meine Doktorarbeit in Verhaltensökonomie schrieb. Jeder im Team gab und fragte nach Feedback zu unseren experimentellen Methoden, unseren Theorien und wissenschaftlichen Artikeln. In der Regel verliess ich das Büro meines Doktorvaters mit so vielen Änderungen an meinem Entwurf, dass der Originaltext kaum lesbar war. Aber auch mit viel Energie: «Jetzt wird es viel besser!» In meinen späteren Jobs arbeitete ich oft mit ehemaligen Unternehmensberater·innen zusammen, die meine Grundüberzeugung teilten: Feedback macht uns besser. Und ja, Feedback schafft auch mehr Arbeit. Aber diese Arbeit ist notwendig, um erstklassige Ergebnisse zu erzielen.

Auch bei meinem neuen Arbeitgeber ging ich mit dieser positiven Einstellung zu Feedback an meine Arbeit heran. Ich musste allerdings schnell herausfinden, dass Feedback unüblich und oft nicht willkommen war. Das verwirrte mich und aus einer Laune heraus sagte ich meinem Vorgesetzten, dass ich das gerne ändern würde. Die Idee gefiel ihm, und obwohl sie nicht direkt mit meinen Aufgaben zu tun hatte, schaffte sie es in meine Jahresziele.

Ich hatte Glück und konnte meine Idee sehr schnell in die Tat umsetzen

Einige Monate später kam Stephan Engl auf mich zu, einer der Erfinder von Pulse. Stephan wollte die derzeitige Mitarbeiterbefragung durch eine neue und bessere Lösung ersetzen. Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema wurde uns schnell klar, dass eine offene und konstruktive Feedbackkultur ein entscheidendes Element einer effektiven Mitarbeiterbefragung ist. Feedback ist nur dann wertvoll, wenn es zum richtigen Zeitpunkt, an die richtigen Personen und im richtigen Format gegeben wird. Was die Krux bei traditionellen Mitarbeiterbefragungen ist und wie du das volle Potenzial von Mitarbeiterfeedback ausnutzen kannst erfährst du in diesem Artikel.

Die Verbesserung der Feedback-Kultur stand also wieder auf der Tagesordnung. Mit unserer neuen Lösung wollten wir Folgendes erreichen:

  • Feedback ermöglichen: Mit mehreren kurze Umfragen pro Jahr konnten wir ein kontinuierliches Messen, Lernen und Verbessern im Unternehmen etablieren.
  • Konstruktives Feedback geben einfach machen: Wir entwickelten dafür ein eigenes Umfragetool, das zahlreiche, detaillierte und konstruktive Feedbacks fördert. Dies gelang uns durch Nutzung von Erkenntnissen aus der kognitiven Psychologie und mittels eines intelligenten UX-Designs.
  • Die Feedback-Kultur explizit messen: Mit einer spezifischen Frage zum Thema Feedback konnten wir den Fortschritt über die Zeit zu messen.

Konnten wir mit unserer Lösung die Feedbackkultur fördern?

Nachdem wir unsere Lösung umgesetzt hatten, waren wir neugierig: Hat es funktioniert? Konnte unser Tool die Feedbackkultur im Unternehmen stärken? Die kurze Antwort: Ja!

Die längere Antwort: Dank der Art und Weise, wie wir unser Tool eingerichtet haben, konnten wir das Benutzerverhalten analysieren und einige Einblicke in die zugrnde liegende Feedbackkultur gewinnen. Wir entwarfen eine Analyse, die uns bei der Beantwortung der folgenden Fragen helfen würde: Steigen die Bewertungen der Feedback-Frage mit der Zeit? Wie entwickelt sich die Teilnahmequote? Schreiben die Teilnehmer konstruktive Kommentare?

Mehrere Diagramme mit KPIs, die zeigen, wie positiv sich die Feedback-Kultur von 2016 bis 2020 verbessert hat

KPIs der Umfrageteilnehmenden. Daten von einem Grosskonzern in der Schweiz.

Wir stellten fest, dass die Bewertungen für die Feedback-Frage von Umfrage zu Umfrage zunahmen. Das Verhalten der Teilnehmer folgte bei allen KPIs einem ähnlich positiven Trend. Im Laufe der Zeit nahmen immer mehr Mitarbeiter teil und schrieben immer mehr und längere Kommentare. Dieser Anstieg war bei den kritischen Kommentare («Das wünsche ich mir») stärker ausgeprägt als bei den positiven Kommentaren («Das gefällt mir»), ein weiterer Indikator für eine zunehmend stärker ausgeprägte Feedbackkultur.

«Moment mal, könnte dies das Ergebnis einer sich ständig verschlechternden Situation im Unternehmen sein?» Ein guter Einwand, die Daten sprechen aber dagegen: Bei vielen Fragen stiegen auch die Scores im Laufe der Zeit an, ein Indiz für eine sich kontinuierlich verbessernde Arbeitssituation.

Nimm Kontakt mit uns auf, wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du in deinem Unternehmen eine starke Feedback-Kultur entwickeln kannst. In diesem Artikel erfährst du auch mehr dazu, wie man effektive Mitarbeiterbefragungen erstellt.

Illustration mit einem Brief im offenen Couvert

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